Verkehr in Schwelm

Ein echter "Dauerbrenner"...

Die Verkehrsführung in Schwelm - insbesondere im Innenstadt-Bereich - ist ein echter "Dauerbrenner" in der Schwelmer Politik. Die Verkehrsführung wurde schon so oft kritisiert und ebenso oft wurden Maßnahmen zur Verbesserung durchgeführt. Zufriedenheit hat sich aber bis heute nicht eingestellt. Und so wird das Thema nun im Rahmen des "ISEK" - des "integrierten städtebaulichen Entwicklungs-Konzeptes" - wieder aufgegriffen. Im Rahmen des Programms "Neue Mitte Schwelm" - zu dem als wesentliche Komponenten das neue Kulturzentrum, das neue Rathaus, "Patrizierhaus" und "Kesselhaus" gehören - sollen auch die "Verkehrsprobleme" in der Innenstadt angegangen und gelöst werden.

 

Die erwartete Verkehrswende

Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über den Klimawandel hört man immer wieder von einer "Verkehrswende". Gemeint ist damit, dass es künftig weniger Autos - die dem "motorisierten Individualverkehr" zugerechnet werden - geben soll. Dadurch käme es zu geringerer CO2-Emission durch Fahrzeuge, die von Verbrennungsmotoren angetrieben werden und - wesentlich für das ISEK - es müsste weniger Fläche für fließenden und ruhenden Verkehr bereitgestellt werden.

Statt des Autos sollen andere Verkehrsmittel - bevorzug durch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV = Busse, Taxen usw.) bereitgestellt - die Verkehrsleistung in den, im und ans dem ISEK-Bereich heraus erbringen. Auch der Radverkehr soll durch die Einrichtung von Radwegen und der Einrichtung von Radabstellplätzen gefördert und unterstützt werden.

Zudem soll der Elektromobilität durch Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge (E-Autos, E-Bikes) zu mehr Raum verholfen werden.

Eine weitläufige Verkehrsberuhigung soll zudem die Aufenthalts- und Lebensqualität für Besucher und Anwohner des ISEK-Bereiches verbessern.

Dies sind alles bedeutsame Ziele, an deren Umsetzung wir uns beteiligen werden. Gleichzeitig möchten wir aber auch die Ausgewogenheit der Maßnahmen berücksichtigen: was dem einen zum Vorteil wird, darf dem anderen nicht zum Nachteil werden.

 

Elektromobilität in Schwelm

Selbstverständlich spielt die Elektromobilität eine Rolle bei der "Verkehrswende". In Schwelm brauchen wir dazu den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos und für E-Bikes, so dass Nutzer dieser Verkehrsmittel ihre Fahrzeuge "auftanken" können.

Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur muss aber bedacht werden, dass die erforderlichen "Strommengen" auch an den Ladesäulen/Ladegeräten verfügbar sein müssen - entsprechende Kabel (und hier kommt es auf die Kabelquerschnitte an) müssen verlegt sein, soll eine Ladesäule angeschlossen werden. Dazu werden ggf. Tiefbauarbeiten zum Ausbau des Kabelnetzes mit entsprechender Beeinträchtigung erforderlich sein!

Zudem darf nicht vergessen werden, dass sowohl E-Autos als auch E-Bikes dem "motorisierten Individualverkehr" zuzurechnen sind! Das bedeutet im Falle der E-Autos, dass der gleiche Platz wie für ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor bereitgestellt werden muss. Strenggenommen sogar mehr Platz, da für den Ladevorgang ein Stellplatz an einer Ladesäule für ein E-Auto freigehalten werden muss!

Wird also ein Auto mit Verbrennungsmotor durch ein E-Auto ersetzt, wird

  1. die Anzahl der Fahrzeuge nicht reduziert und
  2. die für individuelle Verkehrsmittel erforderliche Fläche nicht reduziert.

Insofern können wir es uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass die Menschen den durch ein eigenes Auto gewonnenen Komfort zugunsten des ÖPNV verzichten werden. Wir halten es für vorstellbar, dass sich schrittweise die Antriebsart der privaten Autos zu umwelt- und klimafreundlicheren Antrieben verändern wird, eine Reduktion der Anzahl privater Fahrzeuge halten wir für utopisch bzw. nur durch gesetzliche Verbote erreichbar.

 

Parken in Schwelm

Auch so ein "Dauerbrenner"...

Gerade weil wir uns derzeit nicht vorstellen können, dass sich die Anzahl von Autos wesentlich vermindern wird, kämpfen wir für den Erhalt von Parkplätzen in der Schwelmer Innenstadt. Egal, ob mit Benzin, Diesel, Strom oder Wasserstoff angetrieben - die Autos müssen irgendwo abgestellt werden. Entsprechende Flächen sind vorhanden, sind aber nicht optimal gestaltet und werden zudem durch Neubauprojekte wie das neue Kulturzentrum und das neue Rathaus zusätzlich belastet. Wir setzen uns für eine Überplanung der vorhandenen Parkplätze mit einer Optimierung der Stellplatzanordnung ein.

Das Bundesbaugesetz und die Bauordnung NRW schreiben für jeden Neubau eine zu berechnende Anzahl an Stellplätzen vor. Offensichtlich können Kommunen sich selbst aber Bauanträge genehmigen, ohne den Nachweis einer ausreichenden Anzahl von Stellplätzen geführt zu haben. Für das neue Rathaus wird erst jetzt ermittelt, wo die Stellplätze ausgewiesen werden. In der geplanten Tiefgarage jedenfalls nicht - die Stellplätze sind dem Einzelhandel im Erdgeschoss vorbehalten. Ob sie von dessen Kunden genutzt werden (können), ist eine andere ungeklärte Frage...

Wir werden uns im Zuge des Programms "Neue Mitte Schwelm" weiter dafür einsetzen, die vorhandenen Stellplätze nicht zu reduzieren. Wir befürchten, dass Nutzer und Besucher des Kulturzentrums die Stellplätze auf dem Wilhelmsplatz in Anspruch nehmen werden. Unterrichtseinheiten der VHS und der Musikschule dauern längstens 90 Minuten - auf dem Wilhelmplatz darf kostenfrei mit Parkscheibe 120 Minuten geparkt werden. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass jeder von Nutzern und Besuchern des Kulturzentrums - später auch von Besuchern des Rathauses - belegte Stellplatz nicht für Kunden des Schwelmer Einzelhandels in der Innenstadt zur Verfügung steht. Wir gehen davon aus, dass Parksuchverkehr und Abwanderung der Kunden in andere, benachbarte Einkaufszentren durch die Nicht-Berücksichtigung einer ausreichenden Anzahl Stellplätze bei der Planung von Kulturzentrum und Rathaus verstärkt wird und erhebliche Nachteile für Schwelm bringen wird.

 

Öffentlicher Personennahverkehr in Schwelm

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Schwelm ausgebaut würde. Insbesondere wäre es wünschenswert, die Busse führen öfter. Vor allem in die Außenbereiche, z.B. nach Linderhausen. Und es wäre wünschenswert, dass die Linien an den Umsteigeknoten besser aufeinander abgestimmt wären, um Wartezeiten zu verkürzen. Und letztlich wäre es sicherlich sehr wünschenswert, Anzeigen an allen Haltestellen zu haben, wann der nächste Bus der gewählten Linie eintrifft.

Leider ist der Stadtrat diesbezüglich nicht der "Auftraggeber" für den ÖPNV - das ist der Ennepe-Ruhr-Kreis. Und leider ist der ÖPNV "hochdefizitär", d.h. die Kosten des ÖPNV sind nicht durch die Einnahmen aus den Tickets gedeckt, der Ennepe-Ruhr-Kreis muss Geld aus seinem Haushalt in den ÖPNV "zuschießen". Wird also die Taktung auf der einen oder der anderen Linie verdichtet - d.h. die Busse fahren öfter in kürzeren Zeitabständen - ist vielleicht dem einen geholfen, aber eine bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausgelastete Linie wird dann insgesamt noch weniger ausgelastet sein und noch teurer.

Insofern werden wir uns hier immer wieder mit den Kolleginnen und Kollegen der Freien Wähler Ennepe-Ruhr austauschen, was möglich ist und was nicht möglich sein wird. Mehr können wir an dieser Stelle leider nicht zusagen.

 

Radverkehr in Schwelm

Schön, aber nicht einfach...

Wir sind uns sicher, dass das Fahrrad - ob nun "klassisch" mit Muskelkraft angetrieben oder elektrisch unterstützt - an Bedeutung gewinnen wird. Zumindest zeitweise. Und deshalb befürworten wir auch den Ausbau von Radwegen - dort wo es sinnvoll ist und die Nutzung auch in einem soliden Verhältnis zu den Einrichtungs- und Unterhaltungskosten steht. Einen Radweg nur um des Radweges Willen zu bauen, halten wir nicht für zielführend.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch in der kommenden Ratsperiode von 2020 bis 2025 wieder eine Radwegekommission als Diskussions- und Beratungsgremium vom Rat der Stadt Schwelm eingerichtet wird. Sie soll auch regelmäßig zusammentreten und erarbeiten, wo Radwege sinnvoll sind und welcher Ausbau (Bürgersteig-Mitbenutzung, Schutzstreifen, "echter Radweg") den größten Nutzen bringt.
Für sehr wesentlich halten wir es, die Stadtverwaltung zu beauftragen, nach Förderprogrammen für Fahrradmobilität Ausschau zu halten. Und selbstverständlich begrüßen wir es ausdrücklich, dass die Stadtverwaltung bereits heute bei Planungsvorhaben im Straßenbau die Möglichkeit des Radwegeausbaus berücksichtigt.

Schwelm wird aber wohl keine "Radstadt", wie es andere Städte mit "flacherer" Geografie sind. Unsere Landschaft ist für Radverkehr zu hügelig, auch wenn die E-Bikes die Schwelmer Höhen etwas "flacher" gemacht haben. Nicht jeder kann oder will sich ein E-Bike leisten. Und es muss berücksichtigt werden, dass die Transportkapazität eines Fahrrades nicht ausreicht, den Wocheneinkauf zu transportieren. Auch hier halten wir Augenmaß für angebracht, denn Schwelm stehen keine unbegrenzten Mittel zum Ausbau des Radwegenetzes zur Verfügung.